Zivilgesellschaftliche Organisationen haben eine zentrale Bedeutung für Demokratie und Gesellschaft in Ländern wie der Bundesrepublik Deutschland. Gerade im Hinblick auf die Rolle von zivilgesellschaftlichen Organisationen als „Infrastruktur der Zivilgesellschaft“ (Hallmann/Zimmer 2016) ist bedeutsam, wie diese Organisationen mit einer sich migrationsbedingt verändernden Gesellschaft in ihrer Vielfalt umgehen und die Funktionen der Bündelung und Artikulation unterschiedlicher Bedürfnisse und Interes­sen wahrnehmen. Während mittlerweile einige Kenntnisse über die Merkmale und Motivationen des individuellen Engagements vorliegen, wissen wir relativ wenig über die Organisationen, in denen freiwilliges Engagement stattfindet. Das Projekt will wichtige Beiträge zur Schließung dieser Kenntnislücke leisten.

Untersucht werden in vier Teilprojekten ausgewählte Organisationen, die bestimmte potentiell benachteiligte Bevölkerungsgruppen vertreten. Differenz und Teilhabe sind insofern für sie konstitutiv. Als Partnerorganisa­tionen konnten mit Ver.di eine Interessenvertretung von Beschäftigten, mit dem Bundesverband der Lebenshilfe eine Selbstorganisation und Interessenartikulation von Menschen mit Behinde­rung und deren Angehörigen, mit dem Lesben- und Schwulenverband LSVD ein Interessen­verband aus dem organi­sationalen Feld LGBT/sexuelle Identität sowie mit der Deutschen AIDS-Hilfe e.V. ein Verband aus dem Feld Gesundheit/HIV gewonnen werden.

Es handelt sich um ein methodenplurales, multi-sited Studiendesign mit Dokumentenauswertungen, qualitativen Interviews, Gruppengesprächen, Kartierungs-Workshops und teilnehmender Beobachtung. Die vergleichende Perspektive ermöglicht es zu unter­suchen, ob die Organisationen in gleicher Weise auf migrationsbezogenen Wandel reagieren und die Wandel anstoßenden bzw. behindernden Faktoren ähnlich sind.

Folgende Fragen sollen im Rahmen dieses Projekts untersucht werden:

  1. In welchen Zusammenhängen werden Menschen „mit Migrationshintergrund” für die Einrichtung und ihre Arbeit als relevant erachtet? Wie deuten zivilgesell­schaftliche Organisationen Migration, Migrant*innen und gesellschaftliche Vielfalt?
  2. Mit welchen Strategien und Handlungen wird auf migrationsbezogene Herausfor­derungen und Vielfalt reagiert?
  3. Wie gelingt es den Organisationen, mit einer wachsenden internen Heterogenität umzugehen?
  4. Welche Determinanten des Wandels lassen sich in zivilgesellschaftlichen Organisationen identifizieren?

Teilprojekte

“Interessenvertretung für Beschäftigte”
Humboldt-Universität zu Berlin
• Dr. Serhat Karakayali
• Dr. Yvonne Albrecht

“Gesundheit/HIV“
Ludwig-Maximilians-Universität München
• Prof. Dr. Hella von Unger
• Dimitra Kostimpas

“Behinderung/sexuelle Minderheiten” und Projektkoordination
MPI zur Erforschung multi­religiöser und multiethnischer Gesellschaften Göttingen
• Prof. Dr. Karen Schönwälder
• Sanja Bökle
• Dr. Vanessa Rau